Ein elektronisches Schlagzeug – kurz E-Drum – sieht auf den ersten Blick aus wie eine abgespeckte Version seines akustischen Vorbilds. Statt Holzkessel und Fellen gibt es Pads aus Gummi oder Mesh, die über Sensoren Anschläge registrieren. Diese Signale landen im sogenannten Soundmodul, das daraus Schlagzeugsounds erzeugt – vom trockenen Jazzbesen bis zur harten Metal-Bassdrum. Der Vorteil: Leises Üben mit Kopfhörern, platzsparende Bauweise und eine große Bandbreite an Klängen.
1. Worauf man achten sollte
Fellbeschaffenheit und Rebound: Bei günstigen Sets sind Pads oft aus Hartgummi – robust, aber mit einem unnatürlich starren Rückprall. Mesh-Heads, also Gewebefelle, kommen dem Spielgefühl eines akustischen Schlagzeugs näher: Sie lassen sich spannen, federn natürlicher zurück und sind leiser.
Dynamikstufen und „Maschinengewehreffekt: Billige Module neigen dazu, bei schnellen Wirbel-Passagen jeden Schlag identisch klingen zu lassen. Das Ergebnis erinnert an ein Maschinengewehr. Hochwertigere Module arbeiten mit „Multilayer-Samples“: Mehrere Aufnahmen desselben Trommelschlags werden je nach Anschlagstärke und Geschwindigkeit abgespielt. So klingt das Spiel organischer.
Stereo-Pads statt Mono: Manche Einsteigersets sparen am falschen Ende und liefern nur einfache Mono-Pads. Das bedeutet: Die Snare erkennt nur „Treffer oder nicht“. Besser sind Stereo-Pads mit mehreren Trigger-Zonen – etwa Fellmitte und Rand. Damit lassen sich Rimshots spielen, bei Becken sogar Crash und Choke (Abstoppen per Hand). Wer halbwegs realistisch üben will, sollte darauf achten, dass Snare und Becken mindestens zwei Zonen bieten.
Latenz: Ein kritischer Punkt ist die Verzögerung zwischen Schlag und Ton. Mehr als 10 Millisekunden empfinden viele als störend. Ein gutes Modul bleibt deutlich darunter.
Anschlüsse und Extras:
- AUX-In: Ein Klinkeneingang für Smartphone oder MP3-Player – praktisch, um zu Lieblingssongs mitzuspielen.
- Bluetooth: Kabellos zu Playbacks trommeln oder das E-Drum ins Smart-Home-Studio einbinden – oft nur in teureren Modellen.
- MIDI In/Out: Klassischer Standard, um das Schlagzeug mit Synths, Drumcomputern oder Recording-Software zu verbinden.
- USB-B: Der direkte Draht zum Laptop – so wird das E-Drum zum MIDI-Controller für DAWs wie Ableton oder Logic.
- Audio-Outs: Kopfhöreranschluss ist Standard, aber wer live spielen will, sollte auf separate Line-Outs achten, um das Signal sauber an eine Anlage oder ein Interface zu schicken.
2. Größe der Pads
Einsteiger-Sets sparen oft bei den Padgrößen. Kleine Pads machen den Transport einfach, fühlen sich aber ungewohnt an. Wer den Umstieg auf ein akustisches Drumset im Blick hat, sollte zumindest auf größere Snare- und Tom-Pads achten – sie schulen die richtige Stockführung und Spielhaltung.
3. HiHat-Frage: Pedal oder echter Ständer?
Viele günstige Sets bieten nur ein Fußtaster-Pedal, das das Öffnen und Schließen der HiHat simuliert. Wer es ernst meint, sollte nach Modellen Ausschau halten, die eine HiHat auf einem echten Stativ erlauben. Das Spielgefühl ist deutlich realistischer – inklusive feiner Zwischenstellungen, die gerade für Funk und Jazz unverzichtbar sind.
4. Die Sounds: Mehrschichtig statt monotone Loops
Auch wenn im Einsteigersegment keine Wunder zu erwarten sind: Achten sollte man darauf, dass das Modul mehrschichtige Samples („Multilayer“) bietet. Nur dann klingen Snare-Rolls, Ghost Notes oder variierende Beckenschläge glaubwürdig. Manche Hersteller liefern zusätzlich Sample-Import, sodass eigene Sounds eingebunden werden können – ein Plus für kreative Drummer.
Checkliste: Worauf beim E-Drum-Kauf achten?
- Mesh-Heads statt Gummi – natürlicher Rebound, leiser, und im Verschleißfall austauschbar
- Stereo-Pads (mindestens Snare & Becken) – für Rimshots, Crash & Choke
- Multilayer-Sounds – kein „Maschinengewehr“-Effekt bei Wirbeln
- Niedrige Latenz direkter Klang ohne Verzögerung
- Größere Pads – realistischere Spielweise, besser für Umstieg auf akustisches Set
- HiHat auf Ständer – kein Fußtaster, sondern echte Kontrolle über Öffnungen
- Stabile Hardware – Rack darf nicht wackeln, Pedale nicht billig wirken
- Erweiterbarkeit – zusätzliche Pads oder Becken nachrüstbar
Anschlüsse prüfen:
- AUX-In (Songs zum Mitspielen)
- Bluetooth (kabellos üben)
- MIDI In/Out (Verbindung zu Synths/Software)
- USB-B (direkter Anschluss an PC/DAW)
- Line-Outs (für Proberaum oder Bühne)
Fazit: Für Einsteiger zählt nicht nur der Preis, sondern vor allem Spielgefühl und Klang. Mesh-Felle, kurze Latenzzeiten, größere Pads und ein echtes HiHat-Stativ sind Merkmale, die den Unterschied zwischen einem Plastikspielzeug und einem Instrument machen, mit dem man wirklich üben und Musik machen kann.