Taktgeber des Teufels – Die Drummer von Ozzy Osbourne

Drummer Ozzy Osbourne

Wie sie Ozzys Musik formten und unsterbliche Rockgeschichte schrieben.

Mit dem Tod von Ozzy Osbourne verliert die Rockwelt eine ihrer exzentrischsten und zugleich einflussreichsten Stimmen. Als Sänger von Black Sabbath und später als Solokünstler prägte er über fünf Jahrzehnte hinweg Klang, Ästhetik und Mythos des Heavy Metal. Weniger im Rampenlicht, aber nicht minder bedeutend: die Schlagzeuger, die Osbournes Musik rhythmisch trugen – mal subtil, mal donnernd, oft genial.

Von Lee Kerslake, der auf den ersten beiden Soloalben das Fundament legte, über Randy Castillo, der mit Ozzy durch die späten Achtziger stürmte, bis hin zu Tommy Clufetos, der bei der Black Sabbath-Reunion die Bühnen erzittern ließ – sie alle gaben dem Wahnsinn Struktur und der Dunkelheit ein pochendes Herz. Dieser Artikel beleuchtet die Männer hinter dem Kit – als Musiker, Persönlichkeiten und stille Architekten eines einzigartigen Sounds.

LEE KERSLAKE (1980–1981) – DER UNBESUNGENE PIONIER

Lee Kerslake, geboren am 16. April 1947 in Bournemouth, war weit mehr als Ozzys erster Solo-Schlagzeuger. Er war eine der prägendsten Figuren im britischen Hard Rock – besonders durch seine jahrzehntelange Mitgliedschaft bei Uriah Heep, zu denen er 1971 stieß. Dort bildete er mit Bassist Gary Thain das musikalische Rückgrat – sein Stil wurde als „Body Drumming“ bekannt, da er scheinbar mit dem ganzen Körper spielte. Auch als Backgroundsänger war er fester Bestandteil der Band. 1979 verließ er Uriah Heep und spielte für Ozzy Osbourne – u. a. auf Blizzard of Ozz und Diary of a Madman. Diese Werke machten ihn zum heimlichen Helden des frühen Ozzy-Sounds – druckvoll, songdienlich, mit warmem analogem Ton.

Später kam es zum Rechtsstreit um Verwertungsrechte, der zugunsten Ozzys ausging. Doch Gerechtigkeit siegte posthum: 2019, schwer an Prostata- und Knochenkrebs erkrankt, erhielt Kerslake auf Bitte von Pat Gesualdo zwei Platin-Schallplatten von Ozzy, als Symbol der Anerkennung. Er verstarb am 19. September 2020 – nach einem letzten öffentlichen Auftritt im Dezember 2018 mit Uriah Heep in London.

„Es ist 39 Jahre her, seit ich Lee zum letzten Mal gesehen habe, aber er lebt für immer auf den Platten weiter, die er für mich gespielt hat.“
Ozzy Osbourne

TOMMY ALDRIDGE (1981–1983, 1984) – DIE DOPPEL-BASS-IKONE

Tommy Aldridge, geboren 1950 in Mississippi, war bereits bei Black Oak Arkansas und der Pat Travers Band aktiv, als er zu Ozzy stieß. Obwohl er auf Diary of a Madman namentlich auftaucht, spielte er tatsächlich erst live mit Ozzy – und wie! Seine mitreißende Doublebass-Technik und handgespielte Wirbel sind legendär. Nach dem Studioalbum Bark at the Moon (1983) wurde er entlassen, kehrte aber mit Rudy Sarzo später bei Whitesnake (Slip of the Tongue, 1989) zurück und blieb über Jahrzehnte eine feste Größe im Hard Rock. Er spielte u. a. mit Gary Moore, Thin Lizzy, Motörhead und Ted Nugent.

CARMINE APPICE (1983) – DER VIRTUOSE AUF DER DURCHREISE

Der Drum-Veteran Carmine Appice (Vanilla Fudge, Rod Stewart) war nur kurz Teil von Ozzys Band, dennoch verdient er Erwähnung: Mit seiner Virtuosität und seinem satten Rock-Sound prägte er den Sound der frühen 80er Jahre – wenn auch nur für eine kurze Studio- und Livephase.

RANDY CASTILLO (1986–1993, 1995–1996) – HERZ, KRAFT UND TRAGIK

Randolpho Francisco Castillo, geboren 1950 in New Mexico, begann als Trompeter und wurde schließlich zum Groove-Giganten am Drumkit. Nach frühen Bands und einer Zeit bei Lita Ford kam er 1986 zu Ozzy – seine bekanntesten Werke: No Rest for the Wicked und No More Tears. Castillo war ein Powerdrummer mit Gefühl, der nie den Song aus dem Blick verlor. Später spielte er kurz bei Mötley Crüe, bevor er 2002 – wie sein Vater – an Krebs verstarb. Bei seiner Beerdigung formierte sich das erste Line-up dessen, was später als Velvet Revolver Geschichte schrieb.

DEEN CASTRONOVO (1993–1997) – DER TECHNIKER

Deen Castronovo, damals ein Rising Star im Metal- und Rock-Drumming, spielte auf Ozzys Album Ozzmosis (1995), das Platz 4 der US-Billboard-Charts erreichte. Er begleitete auch Teile der Retirement Sucks Tour im selben Jahr. Castronovo überzeugte durch Präzision und Detailverliebtheit – subtil, aber kraftvoll. Später wurde er auch als Sänger aktiv, etwa bei Journey, und bewies dort sein Multitalent.

MIKE BORDIN (1997–2009) – MIT DER MASCHINE „PUFFY“ IN EIN NEUES JAHRTAUSEND

Mike Bordin (Faith No More) kam Ende der 90er und war über ein Jahrzehnt Ozzys zuverlässige Kraft. Er spielte als linkshänder auf einem rechtshändig aufgebauten Kit und sorgte er für einen massiven, tief schlagenden Sound – besonders auf Down to Earth (2001) und Black Rain (2007).

Live war Bordin ein Fels: stoisch, präzise, unerbittlich. Im Jahr 2009 verließ er die Band von Ozzy Osbourne, um mit Faith No More auf eine weltweite Reunion-Tournee zu gehen.

TOMMY CLUFETOS (ab 2010) – DER SHOWMAN DER NEUZEIT

Geboren 1979 in Detroit, begann Tommy Clufetos früh zu trommeln. Nach Touren mit Ted Nugent, Alice Cooper und Rob Zombie wurde er 2010 von Ozzys Management kontaktiert – eigentlich als Aushilfe bei einer Gitarristen-Audition. Doch seine Performance in Anaheim überzeugte so sehr, dass er Ozzys neuer Drummer wurde. Mit Black Sabbath trat er 2012 und 2013/14 auf der 13-Tour auf – als Ersatz für Bill Ward. Er wurde zur Live-Wucht, die Vintage-Vibe und moderne Stadionenergie perfekt vereinte. Clufetos ist bekannt für klare Power-Grooves, hohe Präzision und seine leidenschaftliche Bühnenpräsenz.

„Ich wusste im Kopf, dass es in Ozzy’s Band darum geht, dem Meister zu dienen. Und irgendwann begriff ich wirklich, wie sehr ich mein Ego zurückstellen muss. Ich war da, um Ozzy zu helfen – damit alles richtig aussieht, sich richtig anfühlt und richtig klingt.“
Tommy Clufetos

FAZIT – SIE SCHLUGEN FÜR DEN PRINZEN

Alle Ozzy-Drummer im Überblick

  • Lee Kerslake (1980–1981) – Warm, songdienlich, grundlegend für Ozzys ersten Soloerfolg (Blizzard Of Ozz, Diary Of A Madman)
  • Tommy Aldridge (1981–1984) – Doublebass-Pionier, Live-Maschine, später auch bei Whitesnake
  • Carmine Appice (1983) – Kurz dabei, aber stilistisch markant und technisch überragend
  • Randy Castillo (1986–1993, 1995–1996) – Power, Emotion und Groove – sein Vermächtnis lebt weiter
  • Deen Castronovo (1993–1997) – Vielseitig und präzise, später auch stimmlich aktiv bei Journey
  • Mike Bordin (1997–2009) – Tribal-artig, linksrum, markanter Sound aus der Faith No More-Schule
  • Tommy Clufetos (ab 2010) – Bühne, Energie, Präzision – der moderne Inbegriff des Hard-Rock-Drummers

Vielleicht ist das die Kunst des Schlagzeugs im Rock’n’Roll: den Rhythmus zu führen – und doch nicht zu fordern. Laut zu sein – und dem Künstler zu dienen. Die Schlagzeuger an Ozzy Osbournes Seite schlugen nicht nur Takte, sie hielten einen Kosmos zusammen, der regelmäßig zu zerbersten drohte. Sie blieben im Schatten, während vorne das Licht flackerte – und lieferten trotzdem Nacht für Nacht den Pulsschlag einer ganzen Ära.

Viele von ihnen sind gegangen, manche viel zu früh. Doch wer genau hinhört, wird sie wiederfinden – in jedem Beckenschlag von „Over the Mountain“, im Groove von „No More Tears“, im donnernden Auftakt von „Mr. Crowley“. Es sind Spuren, die nicht verwischen.
Denn hinter jedem legendären Frontmann steht jemand, der den Sturm trägt. Diese Drummer waren es – mit Würde, mit Kraft, mit Seele.

Und ihr Sound wird bleiben. Für immer.

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