Philipp Schwab ist seit 2020 fester Schlagzeuger von Knorkator, nachdem er die Band bereits mehrere Jahre als Aushilfe und Monitormann begleitet hatte. Im Interview zeichnet er seinen musikalischen Werdegang nach – von den ersten Begegnungen mit dem Schlagzeug im Kindesalter über Unterricht, Coverbands und eigene Projekte bis hin zur festen Position bei einer der gefragtesten Live-Bands Deutschlands.
Darüber hinaus gibt Schwab Einblicke in die körperlichen und mentalen Anforderungen, die zweistündige Konzerte mit hoher Intensität mit sich bringen. Er spricht über seine Trainingsroutinen auf Tour, den Umgang mit gesundheitlichen Herausforderungen – etwa einem Auftritt kurz nach einer Weisheitszahn-OP – sowie über seine festen Abläufe vor der Show, die vom kurzen Workout über Dehnübungen bis hin zu technischen Warm-ups am Übungspad reichen. Kleine Rituale im Umgang mit den Bandkollegen sorgen dabei ebenso für Spannungslösung wie für Konzentration vor dem Auftritt.
Du bist seit einigen Jahren fester Drummer bei Knorkator. Wie war dein musikalischer Werdegang und welche Stationen waren prägend auf dem Weg dorthin?
Als ich drei Jahre alt war lief ich mit meinen Eltern an einer Scheune vorbei, in der gerade jemand Schlagzeug spielte. Wir haben gefragt und ich durfte mal kurz spielen und ab diesem Moment wollte ich unbedingt ein eigenes Schlagzeug haben. Bis es so weit war, habe ich jedoch erst einmal auf dem Keyboard herum geklimpert. Zu meinem 6. Geburtstag bekam ich von meinen Eltern mein erstes eigenes Schlagzeug. Von da an spielte ich zu Songs von CCR und Deep Purple, oft auch gemeinsam mit meinem Vater, der mich musikalisch stark geprägt, hat an der Gitarre. Wir haben ein paar Mal auf Geburtstagen von Freunden gespielt, das waren meine ersten Live Erfahrungen. Mir war klar das ich mich am Schlagzeug weiter entwickeln wollte und nahm dann bei einem Schlagzeuger aus meiner Gegend 5 Jahre Schlagzeugunterricht. Im Laufe der Zeit brachte ich mir zudem Bass und Gitarre selbst bei, das Schlagzeug blieb aber immer mein Hauptinstrument.
Über meinen Schlagzeuglehrer, der in in einer lokal bekannten Coverband spielte, konnte ich Kontakte zu anderen jungen Musikern knüpfen und gründete meine erste Band in der wir hauptsächlich Songs von Deep Purple, Led Zeppelin und Van Halen coverten. Von da an kam ich von Band zu Band, die von Country bis hin zu Progressive Metal über eine Big Band usw reichten. Später lernte ich durch meine Berliner Musikerkollegen Knorkator kennen und so kam es, dass ich 2014 bei der Band aushelfen konnte. Von da an war ich bei rund zehn Konzerten als Schlagzeuger und im Anschluss als Monitormann dabei. Seit 2020 darf ich schließlich dauerhaft auf dem Schlagzeughocker sitzen bleiben.
Knorkator gilt als eine der energiegeladensten Live-Bands Deutschlands. Wie bereitest du dich körperlich und mental auf diese Shows vor?
Ich versuche gesund zu bleiben und treibe Sport um die 2 Stunden Konzerte bei jeder Temperatur gut zu meistern. Solange ich weiß, dass ich gesund auf die Bühne gehen kann, habe ich auch keine mentalen Probleme. Letztens wurden mir 4 Tage vor einem Konzert 4 Weisheitszähne gezogen, da stieg dann der Druck und die Angst die Show gut über die Bühne zu bringen, aber während dem Auftritt hatte ich dann keine Schmerzen und nach dem zweiten Titel war ich wieder voll drin.
Gibt es bestimmte Routinen oder Warm-ups, ohne die du vor einem Gig nicht auf die Bühne gehst?
Ich habe mir angewöhnt 1 Stunde vor Showstart ein bisschen Sport zu machen, zum Beispiel Liegestütze, damit mein Kreislauf in Schwung kommt und ich wach werde, da man auf Tour schließlich rund 80 Prozent der Zeit mit Warten und Schlaf verbringt. Anschließend ziehe ich mein Bühnenoutfit an und erlaube mir dann einen Spaß, indem ich den anderen sage, dass es in fünf Minuten losgeht – was natürlich nicht stimmt. Jedoch erschrecken sie sich jedes Mal und sind dadurch ebenfalls wach. Nachdem dann jeder wach ist, stretche ich Füße und Hände und spiele Doppelschläge und Paradiddles auf einem Sofa oder meinem Übungspad, meistens zuerst mit für mich zu schweren Sticks und dann mit meinen eigenen. Mit den Füßen spiele ich dabei direkt auf dem Boden. Das mache ich so lange, bis alle genervt den Raum verlassen.
Wieviel übst du aktuell? Welche Drummer beeinflussen dich?
Früher habe ich als Kind und Jugendlicher täglich gespielt, aktuell übe ich nur zweimal pro Woche was ich in der Tourpause wieder ändern möchte. Schlagzeuger, die mein Spiel beeinflusst haben, sind unter anderem Ian Paice, Nicko McBrain, Mike Portnoy, Gavin Harrison, Larnell Lewis und immer wieder auch neue Drummer, die ich über Social Media entdecke.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben, sowohl technisch als auch musikalisch und hat sich dieser durch Knorkator weiterentwickelt?
Ich spiele meistens „out of the pocket“, mit möglichst wenig Körpereinsatz, und versuche dabei immer, Timing und Dynamik in den Mittelpunkt zu stellen, vielleicht ein bisschen wie jemand, der ebenso gern zu Toto wie zu Slipknot trommelt. Bei Knorkator konnte ich mein Gefühl für Timing noch einmal festigen und dadurch besser zum Click grooven. Denn damals als ich Ersatzweise eingesprungen bin, habe ich festgestellt, dass sich ein Click-Track auf einem Festival vor 30.000 Leuten deutlich langsamer anfühlen kann als im Proberaum.
Du bist Fame-Endorser. Welche Fame-Produkte gehören aktuell fix zu deinem Setup, und warum passen sie zu deinem Spiel?
Aktuell spiele ich ein Fame Custom Maple mit folgenden Komponenten:
- Bassdrum: 22″×18″
- Toms: 8″×7″, 10″×8″, 14″×16″, 16″×16″
- Snaredrums: 14″×6,5″ Fame Copper sowie 14″×6,5″ Custom Maple
Fame-Becken:
- Masters B20 Medium HiHat 14″
- Pure Hybridual HiHat 14″
- Pure Hybridual Crash 16″ thin
- Pure Hybridual Crash 18″ thin
- Pure Hybridual Trash Crash 18″
- Pure Hybridual Ride 20″ thin
- Pure China 18″
Stacks:
- Pure Hybridual Splash 8″ u. 10″
- Masters B20 Holey Splash 10″ u. Wizard Thin Splash 8″
- Pure Hybridual Trash Crash 18″ u. Pure Hybridual Crash 16″ thin
Fußmaschine:
- Fame Doppelpedal DFP9001
Die Fame-Becken sprechen sehr gut an und klingen schon bei leiser Spielweise angenehm rund. Dadurch gelingen mir Swells für Intros und Outros besonders gut, gleichzeitig haben sie genug
Brillanz, um sich im Mix durchzusetzen. Die verhältnismäßig kleinen Hängetoms habe ich gewählt, damit ich das Ride-Becken tief zwischen den Toms platzieren kann und dennoch alle Trommeln sehr dicht beieinander stehen. Dadurch muss ich mich recht wenig bewegen, um überall gut heranzukommen. Außerdem bekomme ich das gesamte Schlagzeug problemlos auf einer Fläche von etwa 2×2 Metern untergebracht, falls es uns sieben Akteuren auf der Bühne einmal etwas enger wird.


Gibt es spezifische Komponenten oder Features an deinem Fame-Gear, die du live besonders schätzt?
Abgesehen vom Sound finde ich die Haltbarkeit der Fame-Hardware bemerkenswert. Das Schlagzeug wurde in den letzten vier Jahren mindestens 70-mal auf- und abgebaut, und dennoch
sitzt und passt alles noch wie am ersten Tag!
Welche Rolle spielt Sounddesign in deinem Spiel? Arbeitest du mit Triggern, elektronischen Elementen oder einem Samplepad für die Live-Umsetzung?
Der Sound und das Mixing sind mir für ein gutes Spielgefühl auf der Bühne sehr wichtig, deshalb mische ich mir meinen Monitorsound komplett selbst. Ich benutze keine Trigger oder sonstigen Live-Replacements – mit der richtigen Mikrofonierung und Signalbearbeitung bekommen wir das live sehr gut hin.
Live ist uns dein perfekt abgestimmter Sound aufgefallen. Hast du einen Trick für unsere Leser, wie man so einen Sound erreicht? Welche Felle spielst du?
Das Tuning der Drums ist natürlich das A und O, da lerne ich immer wieder was neues dazu. Genauso wichtig ist meiner Meinung nach das richtige Eqing: Das Filtern von dröhnenden LowMids, welche durch die Mikros oft überhöht abgebildet werden, ist meist schon die halbe Miete. Für die Bassdrum nutze ich am liebsten ein einlagiges Fell mit Dämpfungsring. So bekomme ich viel Attack ins Mikro und brauche kaum Dämmmaterial in der Bassdrum. Meine Favoriten sind das Evans EMAD und das Remo Powerstroke 3 Clear. Für die Toms bevorzuge ich zweilagige Felle. Damit gelingt mir das Stimmen besser, und durch die höhere Dämpfung muss ich nichts mehr abkleben oder ähnliches. Mein Favorit ist das Remo Powerstroke 4 Clear. Für die Snare bevorzuge ich einlagige Felle mit Dot. Dadurch spricht die Snare sehr gut an, der Dot nimmt einige Obertöne und gibt zusätzlich etwas Tiefe. Mein Favorit ist das Remo CS Ambassador Coated Black Dot.
©️Foto: Philipp Schwab
