Matt Helders ist der Schlagzeuger der Arctic Monkeys, einer der einflussreichsten Rock und Indie Acts der letzten zwei Jahrzehnte. Ihr Album „AM“ hält den Guinness Rekord als meistgestreamtes Album einer Band auf Spotify und unterstreicht damit die enorme Präsenz der Gruppe im Streaming Zeitalter. Ein wichtiger Grundstein dieses Erfolgs wurde in der Anfangsphase gelegt. Die Band nahm frühe Demos in Sheffield auf, brannte sie auf CDs, verschenkte sie bei Konzerten und hatte nichts dagegen, dass Fans die Aufnahmen im Netz teilten.
Die Sammlung „Beneath the Boardwalk“ verbreitete sich 2004 per Filesharing und machte die Arctic Monkeys schon vor dem Debütalbum zu einem Internetphänomen. Heute werden sie deshalb oft als eine der ersten wirklich viral gewordenen Gitarrenbands beschrieben.
When The Sun Goes Down
Aus genau dieser frühen Phase stammt „When The Sun Goes Down“. Der Song tauchte zunächst als „Scummy“ in den Demoaufnahmen auf und wurde später für das Debüt neu aufgenommen. 2006 erschien er als zweite Single von „Whatever People Say I Am, That’s What I’m Not“ und erreichte in Großbritannien Platz eins der Singlecharts. Für mich steht der Titel exemplarisch für die treibenden Indie Songs dieser Zeit und macht mit seinem energiegeladenen Hauptteil besonders viel Spaß am Schlagzeug.
Der Drummer Matt Helders
Matthew Helders wurde am 7. Mai 1986 im Sheffielder Vorort High Green geboren. Wie seine Bandkollegen stammt er aus der Arbeiterstadt Sheffield in South Yorkshire und ist Gründungsmitglied der Arctic Monkeys, die es seit 2002 gibt.
Helders erzählt in Interviews, dass er eher zufällig an die Drums gekommen ist, weil seine Freunde bereits Gitarren hatten und in der Band nur noch das Schlagzeug frei war. Er kaufte sich ein Set, stellte es in die Garage von Sänger Alex Turner und lernte das Instrument im Wesentlichen im Rahmen der gemeinsamen Proben.
Stilistisch wurde er stark von Rap und von Bands wie Queens of the Stone Age geprägt. Helders beschreibt, dass ihn Rap beim Thema Groove beeinflusst hat und dass ein Konzert von Queens of the Stone Age ihn dazu gebracht hat, härter und energischer zu spielen. Für seinen frühen Stil sind schnelle Sechzehntelfiguren auf der HiHat und sehr einprägsame Fills typisch. Analysen seiner Spielweise heben hervor, dass diese energiegeladene Art zu trommeln ein zentrales Element des frühen Arctic Monkeys Sounds ist. In einem Guardian Zitat, das in einem Drum Portrait über ihn wiedergegeben wird, heißt es sogar:
Das Debütalbum wäre auch dann noch spannend, wenn man nur Helders’ Drumming hören würde.
Neben den Drums übernimmt er in vielen Songs wichtige Backing Vocals und ist damit klanglich doppelt präsent.
Der Song
„When The Sun Goes Down“ erschien am 16. Januar 2006 als zweite Single des Debüts „Whatever People Say I Am, That’s What I’m Not“. Wie die erste Single „I Bet You Look Good on the Dancefloor“ erreichte auch dieser Titel Platz eins der britischen Singlecharts. Thematisch spielt der Song im Sheffielder Stadtteil Neepsend und erzählt aus der Perspektive eines Ich Erzählers von einer jungen Frau auf dem Straßenstrich und einem sogenannten Scummy Man, der als Freier oder Zuhälter angedeutet wird.
Den Text schrieb Alex Turner, die Musik wird auf der Single den vier Bandmitgliedern, also auch Matt Helders, zugeschrieben. Aus musikalischer Sicht ist der Titel in B Dur angelegt, steht im Viervierteltakt und läuft mit etwa 170 bpm. Dieses Tempo sorgt dafür, dass der schnelle Hauptteil für Schlagzeuger deutlich über normalem Rock Tempo liegt.
Prägnanter Aufbau: Arctic Monkeys When The Sun Goes Down
Besonders prägnant ist der Aufbau des Stücks. Die erste Songhälfte besteht aus Gesang und einer clean gespielten E Gitarre, ohne Schlagzeug. Erst nach der Zeile „I said he is a scumbag, don’t you know“ kippt der Song in eine laute Indie Rock Passage mit verzerrten Gitarren, einem durchgehenden Riff von Gitarre und Bass und einem sehr schnellen Beat, der die Geschichte schlagartig intensiver wirken lässt.
In frei verfügbaren Drumlektionen und Transkriptionen wird diese schnelle Songhälfte als eher einfacher, aber extrem schneller Rockgroove beschrieben. Die rechte Hand hält dabei weitgehend den konstanten Puls, während Snare und Bassdrum das Gitarrenriff unterstützen. Der Schwierigkeitsgrad ergibt sich weniger aus komplexen Figuren als aus der Kombination aus Tempo und Durchhaltevermögen.
Ein weiterer charakteristischer Punkt ist ein Turnaround, bei dem Snare Schläge bewusst an ungewohnten Stellen platziert werden, sodass der Groove kurz wie verrutscht wirkt. Lehrmaterial hebt genau diesen Moment als Besonderheit hervor und zeigt, wie Helders mit einem kleinen rhythmischen Kniff zusätzliche Spannung erzeugt.
So lernst du den Song am besten
Bevor du zum Notenmaterial greifst, solltest du den Song mehrfach aufmerksam hören. Achte darauf, wie groß der Unterschied zwischen der ruhigen Einleitung nur mit Gesang und Gitarre und dem anschließenden Vollgas Teil ist. Markiere dir mental oder schriftlich die Stellen, an denen das Schlagzeug einsetzt und an denen wichtige Fills oder der charakteristische, kurze Halftime-Groove vorkommen.
Beim Üben des Grooves ist das Tempo die zentrale Herausforderung. Stelle dir ein Metronom deutlich unterhalb des Originaltempos ein und spiele zunächst nur den notierten Grundbeat der schnellen Songhälfte. Konzentriere dich auf eine entspannte Schlaghand, die den Puls gleichmäßig hält, sowie auf saubere, laute Backbeats auf zwei und vier. Wenn der Groove sich in diesem langsameren Bereich sicher anfühlt, erhöhst du das Tempo Schritt für Schritt.
Danach lohnt es sich, die Fills isoliert zu üben. Spiele diese kurzen Abschnitte in Schleife und zähle laut mit, damit du die leicht verschobenen Snare Schläge exakt auf den richtigen Zählzeiten platzierst. Erst wenn diese Mini Phrasen sicher sitzen, fügst du sie wieder in den kompletten Groove und anschließend in den Songablauf ein. Sobald Grundbeat und Fills funktionieren, solltest du möglichst früh zur Originalaufnahme oder zu einem Playalong mitlaufen.
Gerade bei einem Song wie „When The Sun Goes Down“, der aus der Frühphase der Arctic Monkeys stammt und so stark von Energie und Vorwärtsdrang lebt, merkt man im Bandkontext erst richtig, wie viel Druck Matt Helders mit einem vergleichsweise schnörkellosen, aber kompromisslos gespielten Beat erzeugt. Wenn Form, Timing und Dynamik stimmen, entfaltet der Titel am Drumset genau diese Wirkung und macht beim Spielen entsprechend Freude.

Mein Live Tipp
Der Auftritt vom Glastonbury 2013: Hier kommt die Energie, die das Tempo und der Groove mitbringen und die Direktheit des Songs perfekt zur Geltung.
