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35 Jahre „The Razors Edge“: Wie ein der Waliser Drummer Chris Slade AC/DC auf Hochgeschwindigkeit brachte
Wenn Chris Slade die Stöcke hebt, vibriert die Erde. Der walisische Schlagzeuger, bürgerlich Christopher Rees, gehört zu den stillen Helden der Rockgeschichte. Kaum ein anderer Musiker hat so viele Bands geprägt und in so unterschiedlichen Kontexten geglänzt – von Tom Jones über die Manfred Mann’s Earth Band bis hin zu Asia, von Gary Moore bis Michael Schenker. Seinen kommerziell größten Abdruck hinterließ Slade Anfang der 90er Jahre, als er bei AC/DC hinter dem Kit Platz nahm und das legendäre Album The Razors Edge einspielte – ein Werk, das 2025 sein 35-jähriges Jubiläum feiert. Ein Grund genug für uns, auf seine unglaubliche Karriere zurückzublicken – und auf das Album wie auch die monumentale Razors Edge-Tour. Eine Zeitreise in die frühen Neunziger.
Ein Leben im Groove
Chris Slades Karriere begann 1963, als er in Tom Jones’ Begleitband The Squires die Rhythmen vorgab. Schon damals wurde deutlich: Dieser Mann hat Timing im Blut. In den 70ern war er Gründungsmitglied der Manfred Mann’s Earth Band, mit der er acht Alben aufnahm und Welthits wie Blinded by the Light mitprägte.
Über seine Rolle in dieser Ära sagte der Musikjournalist Barry Winton einmal:
„Eine Earth Band ohne Chris Slade wäre wie ein Vogel ohne Flügel.“
Ein treffender Satz, der Slades Bedeutung für die Band und seine unerschütterliche Energie am Schlagzeug auf den Punkt bringt.
Der AC/DC-Moment
Nach einem Zwischenstopp bei Gary Moore, wo er Cozy Powell kurz vor Beginn der After The War-Tour 1989 ersetzte, sah Malcolm Young ihn bei einem Auftritt live. Geplant war eigentlich ein neues Projekt mit dem früheren Aerosmith-Gitarristen Rick Dufay – doch dann kam der Anruf von AC/DC. Statt einer neuen Band warteten Studioaufnahmen, eine monumentale Welttournee und mehrere Jahre als festes Mitglied einer der größten Rockgruppen der Welt.
Slade spielte auf dem gefeierten Album The Razors Edge (1990) und lieferte auf dem Konzertmittschnitt Live at Donington (1991) eine umwerfende Performance ab, die ihn endgültig unsterblich im Rock-Olymp machte. 1992 folgte mit dem Doppelalbum AC/DC Live ein weiterer Höhepunkt: Es dokumentierte die Energie der Razors Edge World Tour und gilt bis heute als eines der stärksten Live-Alben der Bandgeschichte.
Schon der Opener Thunderstruck zeigt, warum er perfekt ins Gefüge passte: Slades knallharter Beat treibt Angus Youngs Gitarrenriffs wie eine Dampfmaschine voran. Songs wie Moneytalks und Are You Ready wurden zu Stadionhymnen – getragen von diesem unnachgiebigen, maschinenartigen Drumming.
Kein Wunder, dass Angus Young später sagte:
„Slade was the best musician in AC/DC.“
Mein Live-Tipp: Donington 1991
Am 17. August 1991 stand AC/DC als Headliner beim Monsters of Rock Festival im Donington Park (England) auf der Bühne. Die Show gilt bis heute als Meilenstein, und gleich der Opener offenbart die ganze Power, die Chris Slade in die Band brachte.
Der Auftritt unterstreicht: Slade war nicht nur Studiomusiker – live transportierte er Energie und Drive, die viele Fans noch heute Gänsehaut bereiten.
Der Song auf YouTube
Die bis dato größte Tour der Bandgeschichte
Mit Slade am Schlagzeug startete AC/DC zur bislang größten Konzertreise ihrer Karriere: der Razors Edge World Tour. Sie führte die Band rund um den Globus und umfasste insgesamt 162 Konzerte. Für Millionen von Fans weltweit war Chris Slade in dieser Zeit das Gesicht – und der Herzschlag – von AC/DC.
The Razors Edge – Fakten & Zahlen
- Veröffentlichung: 21. September 1990
- Label: ATCO / Atlantic Records
- Produzent: Bruce Fairbairn
- Hits: Thunderstruck, Moneytalks, Are You Ready
- Verkaufszahlen: über 10 Millionen Exemplare weltweit (allein in den USA 5-fach Platin)
- Tour: The Razors Edge World Tour (1990–1991)
- Konzerte: 162
- Kontinente: 5
- Besucher: mehr als 5 Millionen Fans
- Highlight: Monsters of Rock, Donington Park (17. August 1991) vor rund 75.000 Zuschauern
Zwischen Comebacks und eigenen Projekten
1994 musste Slade dennoch Platz machen für die Rückkehr von Phil Rudd. Doch ohne Arbeit blieb er nicht lange: Mit Asia, Michael Schenker und später eigenen Projekten wie der Chris Slade Timeline hielt er den Rock am Laufen. 2015 kehrte er überraschend für die Rock or Bust-Tour zurück zu AC/DC – ein spätes Comeback, das ihn noch einmal vor Hunderttausende Fans weltweit brachte.
35 Jahre „The Razors Edge“
Heute, 35 Jahre nach seiner Veröffentlichung, gilt The Razors Edge als einer der größten Meilensteine in AC/DCs Karriere – und Chris Slades Schlagzeugspiel als treibende Kraft dahinter. Es war der Soundtrack der 90er für eine ganze Generation Rockfans, ein Album, das bis heute frisch, roh und unaufhaltsam klingt. Chris Slade selbst bleibt dabei bescheiden, doch jeder, der Thunderstruck hört, weiß: Ohne ihn wäre dieses Album nicht das, was es ist – ein Monument des Hard Rock.