Es gibt Drumsets, die kommen und gehen – und es gibt das Pearl Export. Seit seiner Einführung 1984 hat dieses Set unzähligen Drummerinnen und Drummern den Einstieg erleichtert, Proberäume gefüllt, erste Club-Gigs getragen und Karrieren angeschoben. Ich kenne kaum jemanden, der nicht irgendwann an einem Export saß – sei es im Musikschulraum, im Jugendzentrum oder als erstes eigenes Kit zuhause. Nicht wegzudenken trifft es ziemlich genau: Das Export war immer der Punkt, an dem Qualität und Preis sich die Hand gaben. Mit der aktuellen Modellpflege richtet Pearl den Evergreen nun auf die nächste Generation aus. Optisch fällt zuerst die frische Auswahl an Finishes auf, die dem Klassiker einen zeitgemäßen Auftritt verpasst. Technisch hat Pearl an mehreren Stellschrauben gedreht – mit klaren Stärken, aber auch einem Punkt, der klanglich diskutiert werden darf.
Neue Becken, neuer Fokus
Die auffälligste Änderung betrifft das Beckenset: Statt der bisherigen Sabian SBr legt Pearl nun die Sabian PX-Becken bei. Sie werden in China gefertigt und klingen im Praxischeck ausgewogen, kontrolliert und alltagstauglich – genau das, was ein Schlagzeug Komplett-Set im ersten Schritt leisten muss. Sie projizieren ordentlich, bleiben im Höhenbild frei von harschen Spitzen und verzeihen kräftige Anschläge. Wer später sound-spezifischer werden will, wird ohnehin upgraden; als Startpunkt sind die PX-Becken jedoch ein verlässliches Paket.
Pappel: Ein direkter Ton
Deutlich tiefgreifender ist die Änderung an den Kesseln. Das Export setzt nun nicht mehr auf einen Hybridaufbau, sondern auf reine Pappel: 6 Lagen (7,5 mm), durchgängig von Tom bis Bassdrum. Das Resultat ist ein direkter, lauter und unkompliziert zu stimmender Grundcharakter mit angenehm kurzer Hüllkurve – gerade für Einsteigerinnen und Einsteiger eine gute Nachricht, weil „gute“ Töne schneller zu finden sind. Zugleich muss man ehrlich sagen: Die eingesparte Mahagoni-Lage fehlt im Klangbild ein wenig. Das macht sich weniger als „Mangel“ denn als Tonalität bemerkbar: Etwas weniger low-mid-Schmelz und komplexe Wärme, dafür mehr Geradlinigkeit und Attack. Im Bandkonetxt ist das in meinen Augen sogar ein Plus; wer auf vintage-warme Tiefmitten schwört, wird die frühere Hybridkonstruktion vermissen.
Technisch bleibt vieles beim Besten, was das Export stets stark gemacht hat: das Opti-Loc Mounting System für freie Kesselschwingung, Triple-Flanged Hoops für offene Ansprache und Remo UT-Bestückung ab Werk (Clear auf Toms/Resos, Powerstroke 3 auf der Bassdrum). Die Snare kommt klassisch als 14″×5,5″ und fügt sich mit knackiger Präsenz ins Set.
Hardware: Gigbereit aus dem Karton
Zum Export gehört weiterhin ein vollwertiges Hardware-Paket (HWP-834) – ein Punkt, der in dieser Preisklasse nicht hoch genug zu bewerten ist. Die 830-Series Doppelstreben-Stative stehen sicher, lassen sich feinstufig und gearless positionieren und wirken im Daily-Use angenehm leichtgängig. Auf der Bassdrum-Seite liefert Pearl das P930 „Demon-Style“-Pedal mit – flott, zuverlässig und mit genug Einstellweg, um vom Übe-Zimmer bis zum ersten Club-Job mitzuwachsen. Kurzum: „Gig ready“ ist hier keine leere Floskel, sondern gelebte Export-Tradition.
Auftritt und Alltag
Neben der Funktionalität hat Pearl die Bühnenwirkung im Blick. Die neuen Finishes geben dem Set genau die Portion Gegenwart, die ein Klassiker verträgt: Modern, aber nicht aufdringlich; robust, aber nicht nüchtern. In Kombination mit den schlanken NEL-Lugs bleibt die Silhouette elegant, ohne an Road-Tauglichkeit einzubüßen. Das Resultat ist ein Kit, das man gern aufbaut, gern anschaut und gern spielt.
Einordnung: Für wen ist das neue Export?
Das Export war immer „The Best Selling Drum Set of All Time“, weil es Einsteigerinnen, Einsteigern und ernsthaften Schülerinnen/Schülern ein Paket schnürt, das in Summe unschlagbar ist: Verlässlicher Sound, durchdachte Hardware, kompletter Lieferumfang. Daran ändert das Update nichts – im Gegenteil. Die PX-Becken machen den Start runder, die Pappel-Kessel vereinfachen das Stimmen, die Hardware ist auf Tour-Niveau. Wer den Low-Mid-Glamour der früheren Hybridvariante liebt, muss den leichten Charakterwechsel einpreisen; wer einen klaren, direkten, gut kontrollierbaren Rock/Pop-Ton sucht, wird mit dem aktuellen Export sehr schnell glücklich.
Fazit: Das neue Pearl Export Set
Das Pearl Export bleibt das, was es immer war: ein verlässlicher Begleiter vom ersten Groove bis zum ersten Gig – nur eben smarter aktualisiert. Die PX-Becken sind ein sinnvoller Schritt in Richtung ausgewogener Startsound, die Pappel-Kessel liefern ehrlichen Druck und unkomplizierte Stimmarbeit, und die 830er Hardware samt P930-Pedal macht das Set out of the box bühnentauglich. Als jemand, der selbst an einem Export gelernt hat, freue ich mich, dass Pearl den Klassiker nicht neu erfindet, sondern zeitgemäß verfeinert – mit einem klaren Blick auf das, was in der Praxis wirklich zählt.
Pro
- Komplettpaket: Hardware, Pedal, PX-Becken inklusive
- Pappelkessel: leicht zu stimmen, direkter Attack
- Moderne Finishes, Opti-Loc, Remo-Heads serienmäßig
Contra
- Weniger Wärme: Mahagoni-Lage entfällt hörbar
- PX-Becken praxisnah, klanglich begrenzter Spielraum
- Lugs nur noch einfach verschraubt
- Bass Drum Kissen fehlt
Link zur Herstellerseite: https://pearldrum.com/eu/products/drum-sets/export-exx/export

