Signature-Snares sind immer ein bisschen wie Charakterstudien: Man hört nicht nur Holz oder Metall, sondern auch ein Stück der Persönlichkeit des Drummers, dessen Name draufsteht, zumindest im besten Fall.. In diesem Vergleich schaue ich mir drei sehr unterschiedliche Signature-Modelle an, die trotzdem eines gemeinsam haben: Sie sind eigenständig und alles andere als gewöhnlich. Gibt es trotzdem Allrounder-Qualitäten? Ich gehe auf Material, Klang und Verarbeitungsqualität ein und ziehe am Ende ein persönliches Fazit, wo ich welche Snare sehen würde.
- Sonor Benny Greb 13″ x 5,75″ (Buche)
- Pearl Joey Jordison JJ1365 13″ x 6,5″ (Stahl)
- Ludwig Carl Palmer “Venus” 14″ x 3,7″ (Messing)
Material und Konstruktion: Holz vs. Stahl vs. Messing
Die Benny-Greb-Signature ist eine komplett durchdachte Holzsnare:
- 9 Lagen Buche, 5 mm stark
- 13″ x 5,75″
- 2,3 mm Power Hoops
- Dual Glide Abhebung
- Zwei Innendämpfer (Wolle & Filz)
- Vintage-Lugs, „Scandinavian Birch“-Finish mit Bubinga-Inlay
Buche liegt tonal zwischen Ahorn und Birke, aber mit einer etwas dichteren, „erdigeren“ Note. In dieser Kesselkonstruktion ergibt das eine runde, volle, aber sehr kontrollierbare Snare.

Die Pearl Joey Jordison Signature ist auf dem Papier schon eine Ansage:
- 1 mm Stahlkessel
- 13″ x 6,5″
- 2,3 mm SuperHoop II Spannreifen
- SR-017 Abhebung
- Komplett in Schwarz
Konstruktion und Dimensionen verraten direkt die Richtung: Punch, Lautstärke, Obertöne. Der tiefere 6,5″-Kessel sorgt für Bauch, der 13″ Durchmesser gibt eine leichte Piccolo-Tendenz oben drauf.

Die Ludwig Carl Palmer „Venus“ spielt in einer ganz eigenen Liga:
- Messingkessel, grün lackiert
- 14″ x 3,7″ – also eine Art Power-Piccolo
- Einzelböckchen in Messing-Optik
- Gussspannreifen
Messing bekanntlich offen, singend, präsent, mit feinen Obertönen und viel Charakter. In Kombination mit der geringen Tiefe wird daraus eine sehr direkte, laute und artikulierte Snare.

Klangcharakter im Vergleich
Joey Jordison: Man bekommt, was man erwartet
Klanglich ist die Joey-Jordison-Snare genau das, was man erwartet und vielleicht noch ein bisschen mehr. Der 1 mm Stahlkessel liefert: Knalligen, aggressiven Attack mit massig Obertönen, die aber musikalisch bleiben sowie einen fetten Punch durch die 6,5″ Tiefe. Zudem nehme ich eine leicht piccolo-artige Präsenz durch den 13″ Durchmesser wahr, die sehr interessant ist. Ich finde sie hochgestimmt am interessantesten: Dann sind die Rimshots messerscharf und laut, der Backbeat knallt brutal, und der Stahlkessel singt genau so viel, dass der Sound lebendig bleibt, ohne nervig zu werden. Die Teppichansprache ist hervorragend, Ghost Notes kommen klar und definiert. Perfekt für Metal, Alternative, moderner Rock, alles mit fettem Backbeat und dichtem Gitarrenteppich.
Benny Greb: Kontrollierter Allrounder mit Charakter
Die Benny-Greb-Snare ist im besten Sinne das Gegenteil: Statt “evil” gibt es hier Intelligenz und Musikalität. Der Buchen-Kessel klingt knackig, aber warm und fett, ohne zu dröhnen. Mit einem sehr ausgewogenen Ton, der sowohl tief als auch etwas höher gestimmt funktioniert. Was sie für mich besonders macht: Sie hat Ton, aber kein unkontrolliertes „Geklingel“. Mit den zuschaltbaren Innendämpfern (Wolle/Filz) kannst du den Charakter in Sekunden verändern:
- Offen: moderner, klarer Holzsound mit schöner Note
- Wolle: trockener, fokussierter Backbeat
- Filz: Vintage, weicher und dunkler
Sie kann Studio, Live, Pop, Funk, Fusion, Singer/Songwriter; eigentlich alles, was eine musikalisch flexible Snare braucht. Im Gegensatz zur Jordison wirkt sie nie brachial, sondern eher wie ein richtig gut erzogener, aber trotzdem charismatischer Allrounder.
Carl Palmer: Laute Power-Piccolo mit Persönlichkeit
Die Ludwig Carl Palmer „Venus“ ist eine Art Spezialwerkzeug, aber dafür ein sehr gutes. Der Messingkessel liefert knackigen, leicht singenden Ton mit viel Klarheit und Präsenz und extreme Artikulation je nach Schlagintensität und Dynamik. Außerdem gibt es genug Lautstärke, um auch bei lauten Bands vorne mitzuspielen. Sie ist keine „tiefe Knarre“, sondern eher ein hochtönender, aber druckvoller Charakterkopf. Für Prog, Art-Rock, komplexe Grooves oder Situationen, wo die Snare wirklich im Vordergrund stehen darf, ist das großartig. Trotz der geringen Tiefe hat sie mehr Fleisch, als man zunächst denkt, aber ihr Schwerpunkt bleibt klar im höheren Stimmbereich. Die oft diskutierte Ludwig-Abhebung ist meiner Meinung nach unproblematisch, im Alltag funktioniert alles verlässlich. Verarbeitung und Optik sind, typisch Ludwig, sehr gelungen.
Qualität und Verarbeitung
Sonor Benny Greb Signature Snare:
Makellose Verarbeitung, perfekte Böckchen, saubere Gratung und eine wertige Abhebung machen sofort klar, dass hier echtes Made-in-Germany-Handwerk am Werk ist. Das edle Finish samt Bubinga-Inlay unterstreicht den hochwertigen Gesamteindruck und hebt die Snare in den High-End-Bereich.
Pearl Joey Jordison Signature Snare:
Der sehr sauber verarbeitete Stahlkessel mit den robusten SuperHoop-II-Reifen und der stabilen Abhebung wirkt absolut roadtauglich. Optisch bleibt die Snare kompromisslos: Schwarz, massiv, konsequent – technisch gibt es nichts zu beanstanden.
Ludwig Carl Palmer Signature Snare:
Persönliches Fazit
Joey Jordison (Pearl)
Für mich die brutalste Snare im Trio. Wenn ich modernen Metal, Alternative oder harten Rock spiele, ist das meine erste Wahl. Hochgestimmt, mit vielen Rimshots, darf sie genau das machen, wofür sie gebaut wurde: Laut sein, beißen, dominieren.
Benny Greb (Sonor)
Das ist mein Go-To, wenn ich einen wirklich vielseitigen, musikalischen Allrounder brauche. Sie kann Funk, Pop, Studiojobs, akustische Gigs – mit den Innendämpfern lässt sich der Sound schnell „umbauen“, ohne Fellwechsel oder Klebeband-Orgie. Ein sehr erwachsenes Instrument mit viel Ton und Geschmack.
Carl Palmer (Ludwig)
Die „Venus“ ist für mich die Charakter-Snare, wenn es um knackige, präsente und sehr artikulierte Sounds geht. Ideal, wenn die Snare sich nicht verstecken, sondern eine klangliche Hauptrolle spielen soll – im Prog, bei komplexen Arrangements oder überall dort, wo Dynamik und unterschiedliche Schlagpositionen bewusst eingesetzt werden.
Kurz gesagt:
- Joey Jordison: Wenn es „evil“ sein darf, also laut, metallisch, aggressiv.
- Benny Greb: Der musikalischste Allrounder, also warm, kontrolliert, flexibel.
- Carl Palmer: Die Charakter-Piccolo für laute, klare, hochpräsente Snare-Sounds.
Je nachdem, ob du eher Rammbock, Chamäleon oder Charakterdarsteller suchst, findest du in diesem Trio ziemlich sicher deine nächste Lieblingssnare.



