Jack DeJohnette ist tot: Ein Architekt des modernen Jazz

Jack Dejohnette

Jack DeJohnette, einer der einflussreichsten Jazz-Schlagzeuger der vergangenen sechs Jahrzehnte, ist im Alter von 83 Jahren gestorben. Der US-Amerikaner, der mit nahezu allen Größen des modernen Jazz spielte – von Miles Davis über John Coltrane bis Keith Jarrett – galt als musikalisches Chamäleon, das mit grenzenloser Neugier zwischen Hard Bop, Fusion, Weltmusik und Avantgarde pendelte.

Vom Klavier zum Schlagzeug

Geboren 1942 in Chicago, wuchs DeJohnette in einem Elternhaus auf, in dem Musik mehr war als nur Unterhaltung. Schon als Vierjähriger saß er am Klavier, studierte später am Chicago Conservatory of Music und entdeckte mit 14 Jahren das Schlagzeug für sich, ein Instrument, auf dem er den Jazz später perfektioniert.

„Ich habe Musik nie in Schubladen gesteckt. Für mich war alles einfach Musik, egal ob Oper, Country, Blues oder Jazz.“

Diese Offenheit wurde zum Markenzeichen seines gesamten Schaffens und letztendlich sein Erfolgsgeheimnis.

Durchbruch mit Miles Davis

Seinen internationalen Durchbruch erlebte DeJohnette 1968, als ihn Miles Davis in seine Band holte – kurz vor der Aufnahme von „Bitches Brew“, einem Album, das den Jazz elektrifizierte und für immer veränderte. Davis lobte in seiner Autobiografie die „tiefe, treibende Energie“, die DeJohnette in seine Musik brachte. Parallel begann der Schlagzeuger eigene Alben zu veröffentlichen und formte in den 1970er Jahren experimentelle Ensembles wie Directions, New Directions und das Gateway Trio. Mit der Gruppe Special Edition bot er jungen Talenten wie David Murray und Arthur Blythe ein Sprungbrett und bewies, dass Jazz sich immer wieder neu erfinden kann.

Ein Leben zwischen Experiment und Eleganz

Besonders prägend wurde seine jahrzehntelange Zusammenarbeit mit Pianist Keith Jarrett und Bassist Gary Peacock im sogenannten Standards Trio. Ihre minimalistischen, zugleich intensiven Interpretationen machten sie zu einer der erfolgreichsten Jazzformationen der Moderne. Doch DeJohnette blieb rastlos. In den 1990ern tourte er mit Herbie Hancock, Pat Metheny und Dave Holland, später gründete er sein eigenes Label Golden Beams Productions, veröffentlichte Meditations- und Weltmusik-Projekte und arbeitete mit afrikanischen, karibischen und elektronischen Musikern zusammen. Für das sphärische Album Peace Time erhielt er 2009 einen Grammy.

Späte Jahre

DeJohnette wurde mit Preisen überhäuft, vom französischen Grand Prix du Disque bis zum NEA Jazz Master Fellowship, der höchsten US-amerikanischen Auszeichnung für Jazzmusiker. 2010 folgte die Aufnahme in die Percussive Arts Society Hall of Fame. Bis ins hohe Alter blieb er aktiv: Mit Projekten wie Hudson (an der Seite von John Scofield, John Medeski und Larry Grenadier) oder seinem DeJohnette–Coltrane–Garrison Trio bewies er, dass seine kreative Energie unbändig ist.

Ein Werk, das Brücken baut

Trotz seines Rufs als Innovator blieb DeJohnette stets bescheiden und sein Spiel war nie laut, nie effekthascherisch, sondern geprägt von innerer Ruhe, rhythmischer Intelligenz und einer songdienlichen Spielweise. Mit seinem Tod verliert der Jazz nicht nur einen Schlagzeuger, sondern einen ganzen musikalischen Kosmos. Jack DeJohnette hinterlässt ein Werk, das Brücken baut, zwischen Generationen, Stilen und Kulturen.

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